winds of change… jetzt definitiv.

Wir haben in den letzten Wochen einige wichtige Entscheidungen getroffen, darum ein Update von uns. Wie im letzten Beitrag erwähnt, kommen wir im Juni zurück in die Schweiz. Gründe dazu habe ich ja bereits ausgeführt. Zu sechst ist das nun eine gröbere Organisation und viele Fragen sind offen. Seit Längerem hatten wir das Gefühl, dass die Ostschweiz vielleicht für uns geeignet wäre. Etwas abgelegener und ruhiger als Zürich und trotzdem in der Nähe zu vielen von euch. Damit Walt seinen Facharzt in Anästhesie abschliessen kann, muss er in einem Spital arbeiten, welches zur Ausbildungszeit angerechnet werden kann. Dies schränkt die Auswahl etwas ein, was aber eigentlich auch hilfreich ist. Mitte Januar hat Walt nun seine ersten Bewerbungen verschickt und nach zwei Vorstellungsgesprächen zwei Stellenangebote erhalten, Kantonsspital Frauenfeld und Spital Grabs SG. Die Entscheidung war schwierig. Grabs war sehr sympathisch und das Team wirkte freundlich und war begeistert von Walt und seinem Dienst hier in Mosvold. Die Region ist sehr schön und bietet viel Outdoor Aktivitäten. Es ist recht abgelegen, was für uns nach Ingwavuma vielleicht noch gut wäre. Gleichzeitig ist das auch die Kehrseite, es ist eher weit von Zürich und macht es schwieriger Kontakte wieder zu pflegen. Das Spital ist klein und wie sich nach weiteren Gesprächen herausgestellt hat, die Anzahl der Dienste (Wochenend-, Nacht- und Rettungsdienste) hoch. Der Chef in Frauenfeld konnte das Gespräch nicht ganz so sympathisch gestalten (wenn auch freundlich) und Frauenfeld ist als Region weniger attraktiv. Es ist aber deutlich näher an Zürich und die Nähe zu Freunden und Familie könnte den Einstieg und unser Einleben einfacher machen. Walts Arbeitszeit scheint kürzer und da das Spital grösser ist, werden mehr Eingriffe gemacht. Nach längerem Hin und Her, vielen Gesprächen und Gebeten haben wir uns vor zwei Wochen entschieden, das Angebot in Frauenfeld anzunehmen. Walt wird also am 1. Juli im Kantonsspital Frauenfeld auf der Anästhesie anfangen. Wir sind sehr dankbar, dass die Stellensuche so einfach war. Trotzdem ist im Moment alles noch sehr surreal. Wir können uns so gar nicht vorstellen, dass unsere Zeit hier in Ingwavuma tatsächlich zu Ende geht. Wir sind hier zu Hause, für unsere Kinder ist es das einzige zu Hause, dass sie kennen. Für Walt war die Zeit hier so bereichernd. Er hat seine berufliche Erfüllung in «rural Medicine» gefunden. Ihm gefällt das Improvisieren, Lösungen finden müssen, Chaos und die Erfolgserlebnisse, welche daraus resultieren. Ihn stört es nicht, nicht immer alles zu haben und mit Walki Talkies mitten in der Nacht zu kommunizieren, weil der Strom aus ist und es kein Signal hat. Er hat so viel Zeit in diese Community investiert und viel erreicht. Er hat vieles gelernt und ist auch persönlich sehr gewachsen. «My heart breaks for him» (mein Herz bricht für ihn) sagt man in Englisch, über diesem Abschied. Ich werde die engen Freundschaften vermissen, das wirklich gebraucht werden, weil sonst niemand da ist. Wir haben so viele Freunde, welche Familie geworden sind. Unsere Ingwavuma Family. Es ist eine spezielle Art zu leben, wenn man so abgelegen lebt und zusätzlich zu einer grossen Minderheit gehört. Mein Herz hat gelernt, diese Art von Leben zu lieben. Trotzdem kommt jetzt der nächste Schritt und bei allem Schmerz, denken wir, dass es für jetzt die richtige Entscheidung ist. Im Moment denken wir, dass wir nach Abschluss von Walters Facharzt nach Südafrika zurückkommen. Irgendwo etwas zentraler, nicht ganz so abgelegen. Es hilft uns, dies nicht als Abschied für immer zu sehen. Ob das dann so ist oder wir uns in der Schweiz wieder einleben und die Vorteile dort doch überwiegen, wird sich zeigen. Es ist schwierig abzuschätzen, wie für uns die Rückkehr wird. Wir haben ehrlich gesagt nicht das Gefühl, dass es ein nach Hause kommen ist. Seit 6 Jahren ist die Schweiz nicht mehr unser zu Hause und auch wenn wir vorher natürlich lange dort gelebt haben, hat sich viel verändert, wir haben uns verändert. Unsere Familie ist hier komplett geworden und wir haben uns hier als Familie gefunden. Unser Verhalten und Denken ist fest von unserem südafrikanischen Umfeld geprägt worden und hat sich auch durch den Einfluss der anderen Kultur und den neuen Lebensumständen verändert. Wir haben es hier als frei und grosszügig erlebt. Natürlich auch chaotischer und unorganisierter =>. Wie gut es gelingen wird, das Gute zu behalten und sich an die altbekennte Struktur anzupassen werden wir sehen. Im Moment ist das eher eine Sorge von uns.

Mit dem Entscheid für Frauenfeld werden wir nun mit der Suche nach einer geeigneten Bleibe anfangen. Wir würden sehr gerne etwas auf dem Land wohnen, etwas im Grünen. Bens Bedingung ist, dass er seine Rugby Poles (Rugby Tore) aufstellen kann. Jana möchte ein Pony und einen Hund und Amelie wünscht sich einen Flamingo. So weit scheint es also einfach =>. Wenn irgendjemand einen Tipp oder Hinweise hat für die Region um Frauenfeld, sind wir dankbar für jede Hilfe. Wir werden einen Teil unserer Sachen in die Schweiz verschiffen, nehmen aber nur «das Nötigste» mit. Wir werden Ingwavuma Ende April verlassen. Im April haben wir jedoch schon zwei Wochen Ferien und beginnen unsere Abschieds-Tour in Johannesburg und mit Freunden im Kruger Park. Von Anfang Mai bis Mitte Juni werden wir dann unterwegs sein, Freunde besuchen und Familienzeit geniessen. Wir freuen uns auf diese Zeit und denken, dass es gut sein wird, vor dem Neustart etwas Zeit zusammen zu haben. Im Moment denken wir, dass wir Mitte Juni in die Schweiz fliegen werden. Es bleibt also noch etwas Zeit. Wir versuchen es noch zu geniessen und unternehmen viel. Die letzten Monate waren schön und abwechslungsreich. Im September hat sich Ben entschieden, sich taufen zu lassen. Es hat uns gefreut, dass er diesen Schritt machen möchte. Unser Pastor Neil hat ihn in einer berührenden Zeremonie in einem Becken neben unserer Kirche ganz einfach getauft. Ben ist ein mutiger, gutherziger und wilder Kerl und macht uns viel Freude. Seine grosse Leidenschaft ist Rugby und sein grösstes Highlight letzten Jahres war der Rugby World Cup. Wir waren als Familie voll investiert und haben in allen Spielen mitgefiebert, natürlich in Vollmontur! In einem nervenaufreibenden Schlussspurt haben die Springboks, das südafrikanische Rugbyteam, die Weltmeisterschaft gewonnen. Es war ein wunderbarer Sieg und ein grosses Ereignis für Südafrika als Land. Die Springboks sind ein gut gemischtes Team mit Spielern aller Rassen und Hintergründe. Sie verkörpern die Diversität dieses Landes und sind in ihrer demütigen und fairen Art ein grosses Vorbild für viele. Der Erfolg hat neue Hoffnung im Land geweckt und ein Grund zum Feiern gebracht! Für viele junge Südafrikaner hat es auch wieder Hoffnung auf ein vereintes Land geweckt. Sport verbindet und in Ländern wie Südafrika sind diese Momente der Vereintheit besonders wichtig. Der Kaptain Siya Kolisi, ein sehr beeindruckender Mann, hat gesagt: «The rest of the world will never understand what this means to our country!” Und damit hatte er recht. Go Bokke!

Nach diesem grossen Ereignis sind wir zwei Wochen in die Ferien gefahren. Wir sind zum ersten Mal nach Swaziland gereist und haben sehr schöne Tage dort erlebt. Das Land ist sehr arm und klein. Der König ist ein übler Monarch und hält sein Volk an der kurzen Leine. Als Tourist fühlt man sich aber willkommen und trotz der grossen Armut und eher wenig Tourismus, gibt es schöne Unterkünfte und es war ein interessant unser Nachbarland kennenzulernen.

Anfang Dezember ist das Schuljahr zu Ende gegangen und die grossen Sommerferien haben angefangen. Mit allen vier Kindern zu Hause war ich für diese sieben Wochen beschäftigt =>. Mit Ausflügen und Besuch haben wir es aber gut überstanden. Mitte Dezember hat uns Moka ein weiteres Mal besucht. Es war ihr 3. Besuch in etwas über einem Jahr und so gehört sie schon richtig zur Familie. Wir haben einige Tage in Swaziland verbracht und dann hier zusammen Weihnachten gefeiert. Es war sehr schön und bereichernd und wir sind dankbar, dass sie die lange Reise noch einmal auf sich genommen hat. Moka reist auch immer mit wenig für sich und sehr viel für uns an. So sind wir wieder mit Ovischoggi, Maionnaise und Flips versorgt. Neujahr haben wir mit guten Freunden in Mtubatuba gefeiert. Ihre Tochter Teyla hat hier vor einigen Jahren ihr Comserve-Jahr gemacht und gehört seit dem fest zu unserer Ingwavuma Family. Ihre Eltern haben eine grosse Farm etwa 2.5 Stunden von hier und haben ein immer offenes Haus. Sie lieben unsere Kids und sind sehr grosszügig. Wir sind also reich verwöhnt ins neue Jahr gestartet. Kurz darauf ist mein Mami ein letztes Mal angereist. Sie hat zwei Wochen mit uns verbracht und es war schön, sie nochmals hier zu haben. Die Kinder haben die Zeit mit Grossmamma sehr genossen! Seit Mitte Januar ist Jana nun in Grade 2 und Ben hat Grade 1 gestartet. Sie sind beide gut in ihre Klassen integriert und gehen gerne zur Schule. Khethani bietet ein friedliches, gutes soziales Umfeld und vermittelt den Kindern solide Werte. Dafür sind wir sehr dankbar. Die Kids werden noch zur Schule gehen, bis wir abreisen. Bis dahin haben wir einige Ausflüge geplant und geniessen den letzten KwaZulu-Natal Sommer. Diese Woche sind wir einige Tage in ein Game Reserve in der Nähe zum Campen. Unsere Freundin Dani ist aus Johannesburg angereist und hat einige Tage bei uns verbracht. Ganz spontan wird übernächste Wochen Jönu Kohler anreisen und etwas Zeit mit uns verbringen. Er wird dann wohl definitiv unser letzter Besuch sein.

Den Kindern geht es gut, auch wenn für sie die Abreise von hier viele Fragen aufwirft. Wir versuchen so gut es geht, sie bei diesem Umbruch zu unterstützen und bauen dabei fest darauf, dass wir als innerer Kern, als Familie, immer zusammen bleiben und wir da zu Hause sind, wo wir zusammen sind. Lucy betrifft das alles am wenigsten und sie hat keine Ahnung, was sie erwartet. Sie ist ein fröhliches kleines Mädchen und macht uns viel Freude. Sie ist jetzt gut 9 Monate alt und ist drauf und dran zu krabbeln. Das wird mein Leben wohl nicht einfacher machen =>! Wir freuen uns alle über ihre Fortschritte und es ist schön zu sehen, wie ihre Geschwister nach wie vor begeistert sind von ihr. Es wird schön sein, sie euch allen vorstellen zu können. Bis dahin wünschen wir euch allen eine gute Zeit und schicken liebe Grüsse.

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